Startseite > Uncategorized > Wenn man anfängt, sich die Namen zu merken

Es ist nun fast Ende Oktober und ich kann mir nach zweimaligen Besuch die meisten Namen der Menschen in der Asylunterkunft Oberbachern merken. Ich bin froh, dass ich keine neue Sprache lernen muss. Die Verständigung geht im Jahr 2023 mittlererweile über eine Smartphone-App, die zu 90% funktioniert. Noch besser ist es, wenn man Dolmetscher im Freundeskreis hat. Einer, der nun auch endlich das Chancenaufenthaltsrecht nutzen kann, kann sogar beide in Oberbachern geforderten Sprachen, Farsi wie Türkisch. Er ist eigentlich unersetzlich. Für die Afghanen ist auch Jamshid eingebunden, er ist in Oberbachern bekannt und er hilft in der Not auch über das Telefon. Das war tatsächlich schon nötig. Das älteste afghanische Kind ist fast 12 Jahre, kann schon vieles ohne Hilfe übersetzen. Es hat sich auch herausgestellt, dass das Landratsamt doch einen Kümmerer stellt und auch der spricht Türkisch. Das Problem mit der Sprache wird sich bald geben.

Wir haben nun auch bleibende Unterstützung von der Caritas. Das erste gemeinsame Treffen hat stattgefunden. Ohne fachliche Betreuung, insbesondere wenn es um Gesundheit geht, wird es schwer. Dann können wir Ehrenamtliche die Verantwortung nicht auch noch tragen. Soweit kommen wir zusammen aber endlich in die Spur, die Herausforderungen sind erkannt. Bei den Kindern fehlt es noch an der Sprache und allgemein an der Hausaufgabenbetreuung. Die afghanischen Eltern haben nie eine normale Schule besucht. Es ist verrückt, wie sie sich trotzdem zu helfen wissen. Mit dem ersten Integrationskurs sollte auch ein Alphabetisierungskurs möglich sein. Fragt sich, ob an den Kursen nicht gekürzt wird. Aktuell scheint das aber alles im Gang zu sein.

Die beiden kurdischen Familien werden sich viel leichter tun. Die Kinder sind noch klein, alle Erwachsenen sind mit Schulabschluss. Einer der Väter ist Ingenieur. Man wird bald von Aushilfsarbeiten in geregelte Arbeitsverhältnisse kommen. Teils ist das Asylverfahren schon erfolgt und der Aufenthaltsstatus positiv geklärt.

Seit kurzem haben sich die jungen Väter zum Volleyball in Bergkirchen eingefunden, sie können es ganz ordentlich. Kurden, Ukrainer und Afghanen verstehen sich soweit gut, abgesehen von der Sprache …
Aber, und das ist natürlich sehr gut, zwei der Ukrainer und Kurden sind im selben Deutschkurs. Ich bin gespannt, ob sie sich weiter anfreunden. Sport verbindet. Es macht auf jeden Fall schon reichlich Freude.

Das versuche ich nun auch für die drei Brüder im Alter von acht bis elf Jahre. Sie möchten unbedingt Fußball spielen. SV Günding und TSV Bergkirchen sind die nächsten Möglichkeiten. In der Jugend gibt es auch Spielgemeinschaften mit dem TSV Schwabhausen. Es wird freilich kein Elterntaxi geben können bzw. es muss sichere Radwege geben, gerade im Winterhalbjahr, wenn es nach dem Training dunkel ist.

Wie ich im ersten Beitrag schon angedeutet habe, wird es die üblichen Probleme geben. Dass es wieder ein Heizungsausfall ist, wie wir das vor Jahren in Gröbenried oft leidvoll erfahren haben, hätte ich aber nicht gedacht. Damals war es bei zweistelligen Minusgraden, aktuell ist es ja mild. Natürlich aber passiert so etwas am Freitag, nachdem bei den Behörden die Schotten dicht sind. Der Heizungskeller ist im übrigen abgeschlossen.
Nicht, dass wir Ehrenamtliche auch das noch klären müssten. Obwohl, einer unserer ehemaligen Azubis hat seine Lehre im Heizungsbau zu Ende gebracht …
Wir werden, wie üblich, in solchen Fällen intervenieren. Das kostet nur Zeit. Wenn man mit Behörden in Deutschland zu tun hat, kostet das vor allem Zeit. Jetzt, im Oktober 2023, sind das aber noch keine Sorgen.

Stefan Haas, 21.Oktober 2023