Seit einigen Tagen haben wir in der Gemeinde Bergkirchen 14 Geflüchtete in einem Haus in Oberbachern untergebracht. Es sind drei junge Familien. Eine Familie mit fünf Kindern aus Afghanistan. Zwei Familien aus der Türkei mit drei weiteren Kleinkindern.
Über die Fluchtgründe möchte ich schon irgendwann schreiben, es braucht aber noch Zeit die Leute kennenzulernen und auch das Vertrauen aufzubauen. Momentan weiß ich nur, dass Oberbachern seit etwa einem Jahr der erste Platz in Deutschland ist, an dem die Menschen einen festen Platz finden. Es gab wohl bisher keine Kurse für die Erwachsenen. Die afghanische Mutter kann etwas Englisch.
Die vier Schuldkinder sind bereits in der Mittelschule aufgenommen, sie bekommen hier auch Zuspruch von Mitschülern und deren Eltern. Das freut mich sehr und stimmt mich optimistisch. Auch von Seiten der Gemeinde ist Unterstützung signalisiert. Ob man auch einige der kleinen Kinder in die Kindertagesstätte aufnehmen kann, wird sich zeigen. Bergkirchen hat seine Aufgaben im Bezug auf die Anstellung von Fachkräften in der Kinderpflege erfüllt und ist gut aufgestellt.
Die Eltern brauchen ganz gewiss Hilfe beim Erwerben der Deutschen Sprache. Freilich wird es Integrationskurse geben, vermutlich in Dachau. In der Praxis hilft Integration vor Ort am meisten, auch für kleine ehrenamtliche Kurse wird zumindest mit Räumen und Ausstattung unterstützt, Auslagen können vollständig erstattet werden.
Es werden die üblichen Probleme, Missverständnisse, Nöte und Notwendigkeiten auftreten, die es immer gibt, wenn Menschen in so einer Lebenssituation, nach Flucht und Traumata, aufgenommen werden. Kinder werden krank und müssen unvermittelt zum Kinderarzt. Herauszubekommen wie das System der Krankenversorgung hier arbeitet, ist auch für Einheimische manchmal eine Herausforderung.
Wer immer helfen will, kann sich von uns helfen lassen. Wir haben insbesondere auch langjährige Erfahrungen mit Geflüchteten aus Afghanistan. Viele unserer Schützlinge haben wir durch die Ausbildung gebracht, sie arbeiten jetzt als Fachkräfte. Von mindestens einem ist bekannt, dass er nun seine Fortbildung zum Meister angeht. Man kann also sehr viel tun, was wenig später unserer Gesellschaft hier in der Gemeinde zu Gute kommt.
Ich bin gespannt auf die Leute, auf die Kinder. Hoffe, dass das Dorf sie gut aufnimmt. Und es ist erfüllend, wenn man Kinder aufwachsen sieht, merkt wie sie sich zum positiven entwickeln, die Angst hinter sich lassen. So geht es mir zumindest seit Anfang 2022 mit den ukrainischen Jugendlichen.
In den nächsten Wochen werde ich hier immer wieder mal über die aktuelle Entwicklungen schreiben, vielleicht auch mal Bilder einstellen. Man kann mich auch gerne kontaktieren, wenn Fragen aufkommen. Und das passiert bestimmt. Auch die Caritas ist eingebunden. Freilich nicht so, dass sie alle Dinge klären könnte, aber eben so, dass man über hohe Hürden hilft.
Stefan Haas,
Gemeinderat und Koordinator Asylhilfe Bergkirchen
am 21.September 2023